Schottland

Thema: Scotch Whisky

Rauch, Regeln & Regionen

Slàinte Mhath! Willkommen in Schottland.

Schottland. Das ist das Mutterland. Kilts, Regen, Dudelsäcke und… Whisky. Hier wird das Zeug nicht nur hergestellt, es wird gelebt. Das ist der 800-Pfund-Gorilla im Whisky-Regal, und fast alles, was wir über Whisky zu wissen glauben, kommt von hier.

Aber genau wie bei Irland halten sich die Klischees hartnäckig: “Der ist immer rauchig”, “teuer” und “schmeckt nach Pflaster”. Das ist natürlich Quatsch (meistens).

Weil Schottland aber, anders als Irland, seine Industrie nie komplett an die Wand gefahren hat, ist die Szene riesig, alt und in knallharte Regeln und Regionen unterteilt. Das hier ist der Spickzettel, um durchzublicken. Fakten statt Romantik. Los geht’s.

Natural landscape of highlands in scotland

Fakten-Check: Was ist Scotch?

Fakt 1: Whisky. Ohne “e”.

Erste Regel: Die Schotten (und Kanadier, Japaner) schreiben “Whisky”. Die Iren (und Amis) schreiben “Whiskey”. Wer hier “Whiskey” sagt, kriegt ‘ne Kopfnuss. Kleiner Spaß. Aber im Ernst: Es ist “Whisky”.

Fakt 2: “Ist der immer rauchig?”

Nein. Das ist das größte Klischee. Nur weil die Rauch-Granaten von Islay (Ardbeg, Laphroaig) am lautesten brüllen, heißt das nicht, dass ganz Schottland so schmeckt. Die Speyside (50% aller Brennereien) ist der Obstkorb der Nation. Die Lowlands sind ‘ne Blumenwiese. Rauch ist eine Option, kein Standard.

Fakt 3: Die Regeln sind knallhart (Die SWA)

Das ist der wichtigste Unterschied zu fast allen anderen Ländern: Die Scotch Whisky Association (SWA) ist die Whisky-Polizei. Und die macht keine Witze. Damit “Scotch” draufstehen darf, muss der Whisky:

  • In Schottland destilliert UND gelagert werden.
  • Mindestens drei Jahre in Eichenfässern (max. 700 Liter) pennen.
  • Aus nur drei Zutaten bestehen: Wasser, Getreide (meist Gerste) und Hefe.
  • Keine Zusätze außer Wasser und Zuckerkulör (E150a) zur Farbangleichung haben.
Wer dagegen verstößt, wird verklagt. Ernsthaft.

Die 6 Whisky-Regionen

Anders als in Irland ist in Schottland die Region oft der erste Hinweis auf den Geschmack. Das ist keine Garantie, aber eine verdammt gute Faustregel. Wer die Regionen kapiert, kapiert Scotch.

Speyside

Der Obstkorb

Das Epizentrum. Über 50 Brennereien drängeln sich hier am Fluss Spey. Das ist die Heimat der großen Namen. Der klassische Speyside-Stil ist ungetorft, fruchtig (Apfel, Birne), oft nussig und elegant. Hier dominieren auch die Sherryfässer, die dem Whisky dunkle, “brünierte” Fruchtnoten (Rosinen, Pflaumen) geben.

Typische Namen: Glenfiddich, The Macallan, Glenlivet, Glenfarclas, Aberlour.

Highlands

Der Alleskönner

Die mit Abstand größte Region. Und weil sie so riesig ist, gibt es keinen “einen” Highland-Stil. Die Whiskys hier können alles: Leicht und blumig im Süden (Glengoyne), schwer und wuchtig im Norden (Clynelish), maritim und salzig an der Küste (Oban). Oft findet man Noten von Heidekraut und eine ganz leichte, “trockene” Rauchnote.

Typische Namen: Glenmorangie, Dalmore, Oban, Clynelish, Tomatin.

Lowlands

Die Blumenwiese

Südlich der (imaginären) Linie zwischen Dundee und Greenock. Die Lowlands waren lange für ihre Dreifach-Destillation bekannt (wie in Irland), was sie super-mild machte. Heute ist das nicht mehr Standard, aber der Charakter bleibt: leicht, grasig, blumig, zart. Gilt oft als guter “Anfänger-Whisky”, aber oft unterschätzt.

Typische Namen: Auchentoshan, Glenkinchie, Bladnoch.

Islay

Die Rauch-Granate

Die kleine Insel an der Westküste ist die Heimat des Torfs. Islay-Whiskys sind ein Schlag ins Gesicht: medizinisch (Jod, Verband), Lagerfeuer, Teer, geräucherter Schinken, manchmal “Muff”. Man hasst sie oder man liebt sie. Achtung: Nicht alle sind so. Bruichladdich und Bunnahabhain machen auch exzellenten, ungetorften Whisky.

Typische Namen: Laphroaig, Ardbeg, Lagavulin, Caol Ila, Bruichladdich.

Islands (Inseln)

Der maritime Hauch

Offiziell keine eigene Region (sie gehören zu den Highlands), aber sie haben einen eigenen Kopf. Whiskys von Skye, Orkney, Jura, Mull, etc. sind oft ein Mittelweg: maritim, salzig, oft mit einem Hauch von Rauch, aber nie so brutal wie Islay. Talisker mit seiner berühmten “Chili-Note” ist der Star.

Typische Namen: Talisker (Skye), Highland Park (Orkney), Arran, Jura.

Campbeltown

Der Funky Außenseiter

Einst die “Whisky-Hauptstadt der Welt” mit über 30 Brennereien. Dann der totale Kollaps. Heute gibt es nur noch drei (Springbank, Glengyle, Glen Scotia). Der Stil ist schwer zu fassen: Ein bisschen maritim, ein bisschen Rauch, ein bisschen Frucht und oft ein “funky” Industrie-Touch. Springbank ist Kult.

Typische Namen: Springbank, Glengyle (Kilkerran), Glen Scotia.

Single Malt, Grain & Blend: Was ist was?

1. Single Malt Whisky

Das Aushängeschild. “Single” heißt: aus einer Brennerei. “Malt” heißt: nur aus 100% gemälzter Gerste. Muss in traditionellen Kupfer-Brennblasen (Pot Stills) gebrannt werden. Das ist der Stoff mit dem meisten Charakter und (meistens) dem höchsten Preis.

2. Single Grain Whisky

“Single” heißt wieder: aus einer Brennerei. “Grain” heißt aber: nicht nur Gerste, sondern auch anderes Getreide (meist Mais oder Weizen). Wird in riesigen, industriellen Säulenbrennanalagen (Column Stills) gebrannt. Das Ergebnis ist leichter, reiner und billiger. Ist der Füllstoff für Blends.

3. Blended Scotch Whisky

Der Motor der Industrie, 90% des Weltmarkts. Ein “Blend” ist eine Mischung aus (viel) billigem Grain Whisky und (wenig) geschmacksintensivem Malt Whisky. Johnnie Walker, Chivas Regal, Ballantine’s – alles Blends. Sie sind nicht “schlecht”, nur auf Konsistenz und Süffigkeit getrimmt.

Unterm Strich

Schottland ist nicht “ein” Geschmack. Es ist die volle Bandbreite. Von fruchtigen Speyside-Stoffen über grasige Lowlands bis zu den Teergruben auf Islay. Man muss nicht alles mögen, aber die Vielfalt ist unschlagbar. Prost.