Was wohl 1776 alles so passiert sein könnte? “Unabhängig” davon verkosten wir zwei Rye – ist das nicht ein toller Reim? Vielleicht lassen wir es doch lieber sein, schriftlich weiter darauf einzugehen. Nur so viel vorweg, es geht über den Großen Teich und wir roggen das die Schwarte kracht. Spaß bei Seite. Dabei verschlägt es uns in den Norden des Ohio River, denn wir schlängeln uns mal wieder durch Kentucky (da waren wir in z. B. Folge 12 – Büffel, Bäche … und zwei Buddel voll Bourbon schon mal – dieses Mal geht es aber nicht um Bourbon) und nehmen zwei relativ bekannte Vertreter der Gattung Rye Whiskey ins Visier. Welche das sind, erfahrt ihr in Folge 74 – Rye Society.
Rye, Rye, R.. Stop! Es sind nur zwei!
- würzig
- Roggen
- frisches Heu
- Getreide
- butterweich
- schwarzer Pfeffer
- Karamell
- Zitrusfrüchte
- mit Noten von Eiche
- weich & süß
- Gewürze
- Nüsse
- etwas ölig

- süß
- würzig
- Getreide
- Vanille & Zimt
- leicht scharf
- Minze / Eukalyptus
- Nelken
- Schokoladennoten
- Honig
- Eiche
- langanhaltend
- frisch
- wieder würzig
- ein Hauch Getreide
Destillerie(n) der Folge im Überblick
James E. Pepper
Inhaber
Georgetown Trading Co. (Amir Peay)
Gründungsdatum
1780 (Marke), 2017 (Neugründung der Destillerie)
Ø Liter Whisky pro Jahr
Nicht öffentlich bekannt
Master Distiller
- Aaron Schram
Dauerbrenner (Core Range)
- 1776 Straight Bourbon Whiskey
- 1776 Straight Rye Whiskey
- Old Pepper Single Barrel Rye
Die Marke James E. Pepper trägt den stolzen Slogan “Born with the Republic” und führt ihre Wurzeln auf das Jahr 1780 zurück, als die Familie Pepper während der Amerikanischen Revolution mit der Whiskey-Produktion begann. Der Höhepunkt der Marke kam unter Colonel James E. Pepper, einem charismatischen Bourbon-Baron des späten 19. Jahrhunderts. Er baute die historische James E. Pepper Distillery in Lexington, Kentucky, zu einem industriellen Wahrzeichen aus und machte seinen “Old Pepper” Whiskey landesweit bekannt. Nach der Prohibition und mehreren Besitzerwechseln wurde die ursprüngliche Destillerie 1958 stillgelegt und verfiel. Jahrzehnte später entdeckte der Unternehmer Amir Peay die verlassene Marke wieder und begann einen langen Prozess, um sie zu neuem Leben zu erwecken.
Die Wiedergeburt gipfelte 2017 in der Eröffnung einer neuen Destillerie am exakt selben historischen Standort in Lexington. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, die Traditionen wieder aufleben zu lassen. So wird für die Produktion das Wasser aus dem gleichen, unter der Destillerie liegenden Kalkstein-Aquifer verwendet wie zu Zeiten von Colonel Pepper. Die Destillerie nutzt eine maßgefertigte Kupferbrennblase von Vendome Copper & Brass Works und orientiert sich an historischen Mash Bills (Getreiderezepturen), insbesondere mit einem hohen Roggenanteil, der schon damals das Markenzeichen des Whiskeys war. Diese Verbindung aus historischem Erbe und moderner Technik prägt den Charakter der heutigen James E. Pepper Whiskeys.
Heute steht James E. Pepper als Musterbeispiel für die Renaissance historischer amerikanischer Whiskey-Marken. Die akribische historische Forschung und die authentische Wiederbelebung haben der Marke in der Whisky-Welt großen Respekt eingebracht. Die Produkte, allen voran der “1776 Rye”, werden für ihre kräftigen und würzigen Geschmacksprofile geschätzt und haben zahlreiche Medaillen bei internationalen Spirituosenwettbewerben gewonnen. Die Destillerie selbst ist heute das Herzstück des “Distillery District” in Lexington, einem revitalisierten Areal mit Restaurants, Bars und Geschäften, und zieht Whiskey-Liebhaber aus aller Welt an.
Michter’s Distillery
Inhaber
Chatham Imports (Joseph J. Magliocco)
Gründungsdatum
1753 (Historische Wurzeln als Shenk’s), 1990er (Neugründung)
Ø Liter Whisky pro Jahr
Nicht öffentlich bekannt
Master Distiller
- Dan McKee (Master Distiller)
- Andrea Wilson (Master of Maturation)
Dauerbrenner (Core Range)
- US*1 Kentucky Straight Bourbon
- US*1 Kentucky Straight Rye
- US*1 American Whiskey
- US*1 Sour Mash Whiskey
Michter’s beruft sich auf das Erbe der ältesten Whiskey-Destillerie Amerikas, die 1753 als Shenk’s Distillery in Pennsylvania gegründet wurde und der Legende nach George Washingtons Truppen im Unabhängigkeitskrieg mit Whiskey versorgte. Nach einer langen Geschichte und mehreren Namensänderungen (zuletzt Bomberger’s) musste diese historische Destillerie 1989 schließen. In den 1990er Jahren erwarben Joseph J. Magliocco und Richard “Dick” Newman die Markenrechte an “Michter’s” – ein Name, der aus einer früheren Ära der Destillerie stammte. Sie begannen, unter diesem Namen sorgfältig ausgewählte Whiskeys von anderen Brennereien abzufüllen, mit dem Ziel, den besten amerikanischen Whiskey ohne Rücksicht auf die Kosten herzustellen. Dieser Fokus auf Qualität statt Quantität legte den Grundstein für den heutigen Ruf der Marke.
Die Produktionsphilosophie von Michter’s ist einzigartig und wird oft als “cost-be-damned” (Kosten egal) beschrieben. Anstatt ihr Destillat mit den gesetzlich erlaubten 125 Proof (62,5% Vol.) ins Fass zu füllen, tun sie dies bei deutlich niedrigeren 103 Proof (51,5% Vol.). Dieser “Low Barrel Entry Proof” führt zu einem reicheren, weicheren Geschmacksprofil direkt aus dem Fass. Zudem werden die Fässer in den Lagerhäusern “geheizt”, also zyklisch erwärmt und abgekühlt, um die Interaktion zwischen Whiskey und Eichenholz zu maximieren. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Verwendung von luftgetrocknetem Holz für die Fässer, was die Tannine reduziert und den Geschmack verfeinert. Diese aufwendigen Methoden werden heute in der eigenen Michter’s Shively Distillery und der prestigeträchtigen Fort Nelson Distillery im Zentrum von Louisville umgesetzt.
In der modernen Whisky-Welt hat sich Michter’s als eine der führenden Ultra-Premium-Marken aus den USA etabliert. Ihre Abfüllungen, von der Core Range “US*1” bis zu den extrem limitierten und begehrten 10-, 20- oder 25-jährigen Whiskeys, erzielen regelmäßig Höchstbewertungen und sind bei Kennern und Sammlern weltweit gefragt. Michter’s hat maßgeblich dazu beigetragen, die Wahrnehmung von amerikanischem Whiskey zu verändern und ihn als Luxusprodukt auf Augenhöhe mit den besten schottischen Whiskys oder Cognacs zu positionieren. Die Eröffnung der prachtvoll restaurierten Fort Nelson Distillery hat diesen Status weiter gefestigt und dient als Schaufenster für die kompromisslose Qualität der Marke.